Unsere Gemeinde, ursprünglich Tochtergemeinde von St. Nicolai, besteht als selbständige Gemeinde Schönau-Neustadt seit 1884. Bis zum Bau einer eigenen Kirche mussten die Gemeindeglieder zum Gottesdienst in die St. Nicolaikirche zu Fuß gehen oder, wer sich´s leisten konnte, mit dem Pferdefuhrwerk fahren. Die Schönauer waren dankbar, dass ihnen dieser beschwerliche Weg ab 1887 erspart blieb, denn in diesem Jahr wurde ihr lang ersehntes eigenes Gotteshaus geweiht.
Die politische Gemeinde Schönau entwickelte sich schnell zu einer Industriegemeinde mit Tausenden Arbeitern. Allein die Wanderer Werke (später VEB Industriewerke, Teile davon heute Messe Chemnitz) beschäftigten 1934 etwa 5000 und 1937 bereits insgesamt über 8200 Mitarbeiter. Und das war nicht der einzige Großbetrieb in Schönau. Überall wurden Arbeiterwohnsiedlungen gebaut. Die Bevölkerungsstruktur brachte weltanschaulich große Probleme mit sich, denn Kirche und Arbeiterschaft entfremdeten sich immer mehr voneinander. Bereits im Jahre 1925 beklagte anlässlich einer Generalvisitation des Landesbischofs der damalige Schönauer Pfarrer Lehmann diesen Zustand und sprach sogar von einer Austrittsbewegung. In Schönau hat sich an dieser äußeren Situation, auch und gerade nach dem 2.Weltkrieg, nicht viel geändert - im Gegenteil, die atheistische Weltanschauung wurde in Schule und Beruf gefordert und zur Voraussetzung für Bildung und beruflichen Aufstieg gemacht. Nach der politischen Wende entstanden neue Herausforderungen, welche ebenfalls nicht gerade zum Wachsen der Kirchgemeinde beitrugen. Aber trotz aller dieser äußeren Veränderungen hat Gott unsere Gemeinde durch alle Zeiten hindurch getragen. Die jahrzehntelang beständige und engagierte Jugendarbeit in unserem Kirchenbezirk hatte nicht geringe Auswirkungen auch auf Schönau. Durch übergemeindliche Begegnungen, Jugend- und Bandarbeit, Jugendabende, Rüstzeiten und vieles mehr ließen sich manche der jungen Leute ansprechen und wurden verbindliche Mitarbeiter.
Daher sind weniger vermeintliche Verluste zu beklagen, sondern vor allem aber Gewinne zu verzeichnen. So z.B. gab und gibt es bis heute viele haupt- und ehrenamtlich engagierte Gemeindeglieder, Jugendliche und Kinder, die sich ganz für die Sache Jesu einsetzen. So konnte unsere Kirche über Jahre hinweg außen und innen dank vieler Helfer, die Hunderte von Arbeitsstunden leisteten sowie der Spendenbereitschaft unserer Gemeindeglieder umfassend saniert werden. Zur Zeit gehören reichlich 650 Gemeindeglieder zu uns. Unser Gemeindeleben ist in Bewegung in vielen verschiedenen Farben und Schattierungen - in Gottesdienst, mancherlei Kinderkreisen, Junger Gemeinde, Hauskreisen, Seniorenkreis, Gebets- und Bibelkreis, Kirchenchor, Posaunenchor und manches mehr. Dafür sind wir sehr, sehr dankbar.
Am Altar unserer Kirche ließen die Urgroßväter der Gemeinde den abgebildeten Bibelspruch anbringen, der ihnen über Taufe, Konfirmation und Trauung hinaus augenscheinlich sehr wichtig war. Er ist jedoch nur ein Teil eines Bibelverses. Er lautet vollständig: „So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott vermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasset euch versöhnen mit Gott“ (2.Korintherbrief, 5,20). In heutiger Sprache lautet dieser Vers nach der Bibelübersetzung HOFFNUNG FÜR ALLE: “Als Botschafter Christi fordern wir euch deshalb im Namen Gottes auf: Lasst euch mit Gott versöhnen! Wir bitten euch darum im Auftrag Christi“. Als Einzelne wollen und sollen wir uns immer wieder fragen, welchen Stellenwert dieser Satz in unserem persönlichen Leben und im Leben unserer Gemeinde hat, und wie wir hier und heute mit ihm umgehen – zur Ehre Gottes und zur Hilfe für uns und unsere Mitmenschen. Das ist ein hoher Anspruch, denn Jesus sagt: „Darum geht hin und macht zu Jüngern alle Völker: tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie halte alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matthäus 19+20). In diesem Auftrag und mit dieser Zusage im Gepäck wollen wir hingehen, Menschen einladen und dazu helfen, dass viele zu Jesus Christus finden und ihr Leben eine gute Zukunft hat.
Jede Zeit hat ihre eigenen Herausforderungen. Wir wollen uns dieser Aufgabe stellen und uns den Menschen zuwenden, ihnen in unserer Gemeinde Heimat und Wärme geben sowie ein Wachsen im Glauben fördern.